Wie das Finnische mit Wörtern anderer Sprachen umgeht

Veröffentlicht auf 18. August 2014

Auch die finnische Sprache wird mit Wörtern konfrontiert, die aus anderen Sprachen stammen. Und auch die finnische Sprache muss sich überlegen, wie sie mit diesen Wörtern umgeht. 3 Möglichkeiten stehen ihr offen.

 

Möglichkeit 1: Die finnische Sprache macht es sich bequem

Oft macht es sich die finnische Sprache bequem.Sie übernimmt ein Fremdwort genau so, wie es in der fremden Sprach vorkommt.

.Das ist heute zum Beispiel bei den Wörtern tai chi, tsunami und manga der Fall.

 

Eine direkte Übernahme ist oft unbequem

Für die Finninnen und Finnen gibt es einige gute Gründe, die Wörter nicht unverändert zu übernehmen:

Erstens

In den Wörtern aus anderen Sprachen tauchen Buchstaben auf, die es im Finnischen nicht gibt. Das ist beim Buchstaben C im Wort Computer zum Beispiel der Fall: Die finnische Sprache kennnt den C nicht.

Zweitens

In manchen Wörtern kommen Laute vor, die den Finninnen und Finnen nicht kennen.

Das ist vor allem bei den ch-, sch und tsch –Lauten so: Diese sind in der finnischen Sprache unbekannt, und wenn es irgendwie geht, versuchen die Finninen und Finnen sie zu vermeiden.

Drittens

Finninnen und Finnen haben zudem ihre liebe Mühe, wenn sich Konsonanten in einem Wort häufen. Auch das sind sie nicht gewohnt. Im Finnischen wechseln sich in einem Wort ein Vokal mit einem oder höchstens zwei Konsonanten ab.

Das Wort Strand beispielsweise beginnt jedoch mit den drei Konsonanten s, t und r. Das wird nicht geschätzt. - und so ist aus dem vom Schwedischen her übernommenen Strand ranta geworden. Das lässt sich einfacher aussprechen.

Viertens

Dass Wörter nicht so ausgesprochen werden, wie man sie schreibt - das mögen die Finninnen und Finnen ebenfalls nicht. Sie sind es von ihrer geschriebenen Sprache her gewohnt, dass lautgetreu gearbeitet wird: Ein geschriebener A zum Beispiel wird immer als A ausgesprochen; ein gesprochener U wird immer auch als U geschrieben. Dass man, wie im Englischen, zwei o verwendet und diese dann, wie im Wort loose, als u ausspricht, geht den Finninnen und Finnen gewaltig gegen den Strich.

 
 

Möglichkeit 2: kreatives Anpassen

Das alles führt dazu, dass zwar munter Wörter anderer Sprachen ins Finnische übernommen werden. Doch die Wörter werden umgeformt. Sie werden so abgeändert, dass sie finnisch tönen.

Um dies zu erreichen, werden verschiedene Massnahmen getroffen. Eine sehr beliebte besteht darin, dass einem Wort der Buchstabe i angehängt wird. Das tönt für die Ohren der Finninnen und Finnen dann halt eben finnisch und ist der Grund dafür, warum Sie im Finnischen statt von einer Banane oder von einer Bar von einer banaani und einer baari lesen Oder von einer forelli.

Dass dabei in beiden Wörtern banaani und baari zwei a vorkommen, ist kein Zufall. Denn die finnische Sprache richtet sich nach einem ehernen Prinzip aus: Tönt ein Vokal beim Aussprechen lang, wird er beim Schreiben doppelt gesetzt.

Da der Buchstabe a im Wort Bar lang ausgesprochen wird, verwenden die Finninnen und Finnen folgerichtig zwei a - ein Prinzip, das sich auch sehr schön beim Wort Delphin beobachten lässt. Im Finnischen wird daraus ein delfiini. Der doppelte i ist die logische Folge davon, dass dieser Buchstabe beim Aussprechen ebenfalls lang tönt.

Und selbstverständlich gibt es, neben einem doppelten a, e und o, auch einen doppelten u: Das Wort Dur ist im Finnischen zu einem duuri geworden: i an den Schluss angehängt, den lang tönenden Vokal u verdoppelt, und fertig ist die Anpassung an die finnische Sprache.

Wie wir wissen, schreibt man im Finnischen gerne so, wie es tönt. Das führt dann zu Wörtern, die zwar komisch aussehen, die aber durchaus logisch konstruiert sind. Das ist beim Wort bändi der Fall - es steht im Finnischen für den englischen Begriff band. Der ä mag zwar erstaunen, doch er macht Sinn: Das Wort tönt in der Tat so, wie wenn es mit einem ä ausgesprochen würde.

Sicher ist auch das Wort hevimusiikki auf den ersten Blick sehr eigenartig. Überlegt man sich aber die Sache genauer, erkennt man, dass auch da ein Wort so geschrieben wird wie es in den Ohren der Finninnen und Finnen tönt.

 

Möglichkeit 3: kreative Neuschöpfungen

Es geht auch anders.

Man übernimmt fremde Wörter nicht. Man formt sie nicht um. Man ignoriert sie und ersetzt sie durch ein eigenes Wort.

Deshalb spricht man im Finnischen nicht von einer Homepage, sondern von einer kotisivu - was dem deutschen Wort Heimseite entspricht.

Man spricht auch nicht von Emails spricht, sondern von der Strompost - was, wenn man es genau betrachtet, eine gute Umschreibung dessen ist, was Email wirklich sind: Strompost halt eben.

Und schliesslich verwendet man auch das Wort Computer nicht. Stattdessen wird der Ausdruck tietokone verwendet. Das heist zu deutsch schlicht Wissensmaschine - und stellt gewiss eine gelungen Neuschöpfung dar.

 

Quellen:

http://finland.fi/Public/default.aspx?contentid=226115&nodeid=41802&culture=en-US

http://www.sanakirja.org/search.php?q=k%C3%A4py&l=17&l2=16

http://www.hs.fi/english/article/Finnish+language+threatened+by+degeneration+but+enriched+by+neologisms/1135248410204

Geschrieben von HP Weiss

Veröffentlicht in #finnische Sprache, #Finnland

Repost0
Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post